Elf Punkte nach 13 Spielen, wenn wir gegen Bayern die Niederlage schon mal einrechnen, sind ein Alarmsignal. Natürlich können gegen Stuttgart, Köln, Bochum und Wolfsburg (die beiden letztgenannten Spiele erst im nächsten Jahr) noch fünf bis sieben Punkte geholt werden, was für die Rückrunde alles möglich machen würde. Aber sicher ist das schließlich nicht.
Viel angespannter und wirklich bedrohlich erscheint momentan die wirtschaftliche Lage des Vereins: 13 Jahre nach Dieter Hoeneß` vorzeitiger Entlassung aus der Verantwortung, als Herthas Existenz mal wieder bei 50 Millionen Euro Schulden auf der Kippe stand, ist die Lage wieder genauso bedrohlich, als wenn das verdammte Murmeltier wieder grüßen würde, obwohl es sich noch gar nicht zum Winterschlaf hingelegt hat. Zum zweiten Mal hintereinander hat Hertha ca. 80 Millionen Euro Minus erwirtschaftet, wenn wir von Wirtschaft überhaupt sprechen wollen. Der auch so solide Herr Schiller, der jetzt das sinkende Schiff mit viel Lobgesang verlässt, hat dies sehenden Auges zu verantworten. Die Zahlen, die er jedes Jahr auf Mitgliederversammlungen präsentierte, waren immer das Gegenteil von Transparenz, nämlich stets betriebswirtschaftlich schöngerechnete Bilanzen. Auch wenn man ihm zu Gute halten muss, dass er in der Nach-Hoeneß-Ära zusammen mit Manager Preetz durch kluge Einkaufspolitik und Sparsamkeit stets die Lizenzen erhielt, teilweise sogar ohne Auflagen.
Und dass man mit relativ kleinem Etat (vor allem was die Spielergehälter betrifft) erfolgreich sein kann, zeigen nicht nur der 1.FC Union und der SC Freiburg, sondern zeigte auch Hertha, die Anfang des vorigen Jahrzehnts zweimal aufstieg (dass das nicht selbstverständlich ist, zeigt das Beispiel HSV) und unter Dardai sogar zweimal europäisch mitspielte. Das ist noch gar nicht so lange her! Bis dann die Windhorst-Millionen offenbar sowohl Preetz als auch Schiller völlig von ihrem nicht schlechten Weg abkommen ließen, den Kopf vernebelten und größenwahnsinnig werden ließen.
Natürlich hat auch Corona zu den schlechten Zahlen beigetragen. Und zu investieren ist sicher nicht falsch. Nur muss man als seriöser Kaufmann auch die Folgekosten kalkulieren und das wurde hier sträflich versäumt. Hoeneß pokerte damals mit geborgtem Geld, um die Gelddruckmaschine Champions-League zu erreichen. Als das (nach dem ersten erfolgreichen Versuch) beim zweiten und dritten Mal misslang, weil einmal Bastürk fünf Minuten vor Schluss im letzten Saisonspiel gegen Hannover nur den Pfosten statt das Tor traf und das zweite Mal 2009 Hertha beim Absteiger Karlsruhe 0:4 verlor, weil man gegen Trainer Favre spielte, stand man ohne geplante Einnahmen aber hohen Ausgaben da. Genau wie heute, nur dass zwischendurch mal eben 375 Millionen Euro verbraten wurden.
Insofern muss man bei Manager Bobic Abbitte leisten: Seine 30 Transferbewegungen vor Saisonbeginn haben natürlich das Ziel den Kader zu verschlanken und zu verbilligen. Der einzig mögliche Weg wieder in die wirtschaftliche Spur zu kommen. Rein spielerisch hat die verordnete Schonkost bisher gut getan, jetzt müssen nur noch die fehlenden Punkte her.
Wenn Hertha absteigt, wird der sofortige Aufstieg diesmal nicht gelingen.
Übrigens: Union hat jetzt 26 Punkte. Es fehlen noch 14 Punkte bis zum Klassenerhalt. Könnte eng werden…