Der August ist nicht nur Saisonstartzeit sondern auch Urlaubszeit. Und Urlaubszeit ist Lesezeit, egal ob bei Sonne im schattigen Strandkorb oder bei Regen (soll es geben) im gemütlichen Sessel. Schön, wenn einem ein Buch ins Haus flattert, das den Ungelesen-Stapel wieder drei Zentimeter anwachsen lässt. Oder doch nicht: Es handelt sich ja um ein Buch über Leben und Schaffen von Hanne Sobek mit dem Titel „Hanne – Fußballidol. Popstar. Legende.“ Das wird natürlich sofort gelesen.
Geschrieben hat es Bernd Engel und es ist nicht vermessen zu behaupten, dass hier jemand das ganze Leben des Mannes, der Hertha zu den zwei Deutschen Meisterschaften geführt hat, unter die Lupe genommen hat. Bernd Engel hat nicht mehr und nicht weniger als ein Referenzbuch geschrieben. Alle, aber wirklich alle Aspekte des Lebens von Sobek werden beleuchtet, vom unehelichen Kind im brandenburgischen Mirow bis zu seiner Hilfe als Ehrenvorsitzender im Bundesliga-Skandal 1971. Unendlich viele Quellen werden zitiert und im Gegensatz zu den Doktorarbeiten so einiger Minister oder Senatoren werden alle historischen Quellen (vom Kicker über Tageszeitungen, die Fußballwoche bis zu bisher unveröffentlichten Fotos der Familie Sobek/Sobeck) korrekt benannt. Dass das Werk eher einer Doktorarbeit als einer Fußballer-Biographie ähnelt, stört beim Lesen keineswegs. Nun gut, es wird genau beschrieben und manchmal sind es vielleicht zu viele Einzelheiten, die den Erzählfluss beschweren. Aber wer sich ein bisschen für die Historie der Alten Dame aus dem Wedding interessiert, wird das verschmerzen können, zumal auch die vielen Fakten nie langweilig sind und gerade in dieser Zeit, in der das hundertste Jubiläum der Deutschen Meisterschaft 1930 oder, schon im nächsten Jahr, der erste Einzug ins Endspiel 1926 zu feiern (oder lieber: „zu begehen“ ist) immer noch wissenswert sind.
Auch die Beschreibung des politischen Umfelds ist nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern passt ins Gesamtkonzept des Buchs.
Alles in allem ein großer Wurf von Bernd Engel, wenn auch (leider) zu vermuten ist, dass dem „normalen“ Fan aus der Kurve das Buch zu schwer, im doppelten Wortsinne, ist. Was schade wäre, denn jeder wahre Herthaner sollte alles über seinen größten Spieler wissen.