Irgendjemand schrieb vom Beginn der Aktion „WM-Titel“. Damit soll wohl der Weltmeistertitel 2026 gemeint sein, der in einem nochmals aufgeblasenen Turnier ausgespielt wird und dem Fan solcher Veranstaltungen alles mögliche abverlangen wird, finden die Spiele doch zu teilweise absurden Zeiten statt und man muss sich fünf statt bisher vier Wochen die Augen verderben. Egal, man guckt ja doch wieder, wird aber vielleicht den Anspruch jedes Spiel zu sehen, das nicht zeitgleich mit anderen stattfindet, etwas relativieren. Weniger ist manchmal mehr. Die Chancen der deutschen Mannschaft gute neun Monate vor Turnierbeginn schätzen wir mal realistisch entsprechend ihrem Platz in der aktuellen Weltrangliste ein: Ein guter neunter Platz wäre doch schon was, vor allem wenn man an das peinliche Vorrunden-Aus in Russland 2018 und das etwas unglückliche Vorrunden-Aus 2022 in Katar ( ein japanisches Tor, dessen Vorbereitungsflanke 12 mm NICHT im Aus war, entschied) denkt.
Ein Erreichen des Viertelfinales (letzte Acht!) kann realistisch sein, alles weitere mit Glück und den berühmten deutschen Tugenden, wenn sie denn abgerufen werden können, ist möglich aber nicht wahrscheinlich. Jetzt vom Titel zu reden, ist Wunschdenken, so wie man bei Hertha vom Aufstieg faselte und alle Experten drauf reingefallen sind.
Zurück zur Nationalelf: Die Quali-Gegner Slowakei (52. der Weltrangliste), Luxemburg (92.) und Nordirland (71.) dürfen nicht über das Ob sondern nur über das Wie der Qualifikation nachdenken lassen. Das war nicht immer so: Die WM 1970, die aus deutscher Sicht vielleicht beste WM aller Zeiten, wurde nur durch ein Tor von Stan Libuda gegen Schottland (3:2-Sieg) erreicht und wenn Icke Häßler nicht kurz vor Schluss gegen Wales den 2:1-Siegtreffer erzielt hätte, wäre die deutsche Mannschaft 1990 nicht nach Italien gefahren und Weltmeister geworden. Gegen die drei oben genannten Fußballzwerge in der Quali antreten zu dürfen bedeutet hoffentlich nicht, dass das sprichwörtliche deutsche Glück aufgebraucht wurde, es könnte noch nötig werden.
Im Spiel gegen die Slowakei könnte es durchaus sein, dass der mittlerweile 38-jährige Herthaner Peter Pekarik spielt. Herthaner? Ja, Pekarik ist wieder da und gab am Wochenende sein Debüt in Herthas U23 in der Regionalliga. Werfen wir doch mal einen kurzen Blick darauf, mit wem Trainer Leitl, der schon wieder in Frage gestellt wird, als ob Leverkusen nachzuahmen Erstligareife darstellen würde, die Elversberg-Pleite aufarbeiten darf:
Marton Dardai ist mit Ungarn unterwegs (warum auch immer nach seinen derzeitigen Leistungen) und Thorsteinsson mit Island. Gechter ist erstmals in die U21 berufen worden (mit drei Unionern!), Krattenmacher in die U20, Lum fährt zur U19 und Eichhorn zur U17. Da die Verletzten Gersbeck, Goller, Brooks, Kolbe, Klemens, Demme, Sessa, Seguin, Karbownik, Schuler und Kownacki wohl nicht auf dem Trainigsplatz stehen werden, hat Leitl mit Ernst, Heide, Eitschberger, Leistner, Zeefuik, Hoffmann, Jensen, Ajvazi, Cuisance, Reese, Grönning und Winkler eine überschaubare Zwölfer-Trainingsguppe zur Verfügung, die Spielaufbau und Standardsituationen üben kann, um demnächst den Tabellenführen Hannover vernichtend zu schlagen. Ungefähr genauso unwahrscheinlich, wie der Weltmeistertitel für Deutschland im nächsten Jahr…