Die Hertha-Mannschaft hat gegen Köln so gespielt, als wollte sie uns sagen, dass sie gerne einen anderen Trainer hätte. Natürlich, beim Fußball ist mehr als in vielen anderen Sportarten die Tagesform entscheidend und, wie wir seit Pal Dardais Zeiten wissen, zu 30 % das Glück. Aber so neben den Stiefeln zu stehen, wie am letzten Sonnabend, ist eigentlich durch Form und Pech alleine nicht erklärbar. In der 57 Jahre andauernden Hertha-Bundesliga-Geschichte (kleinere Unterbrechungen übersehen wir mal großzügig), gab es nur zwei Heimspiele, die fürchterlicher waren als das 0:5 gegen Köln, nämlich 2012 ein 0:6 gegen Bayern München und 1980 ebenfalls ein 0:6 gegen den Hamburger SV. Das waren aber zwei Mannschaften der Spitzenklasse, was man vom Aufsteiger 1.FC Köln gewiss nicht behaupten kann. Bayern und der HSV wurden in diesen Jahren jeweils Vizemeister und Hertha stieg in beiden Spielzeiten ab.
Soll nun also ein neuer Trainer für die letzten zwölf Spiele verpflichtet werden? Wenn man die Leistung der Spieler im Köln-Spiel als Maßstab nimmt: selbstverständlich. Andererseits traten die Herthaner in Paderborn ganz ansprechend auf. Und soll wirklich ein vierter Trainer in der Saison nach Ante Covic, Jürgen “good-bye“ Klinsmann und Alex Nouri verpflichtet werden?
Auch hier kann ein Blick in die Vergangenheit vielleicht für Klarheit sorgen:
1990/91 durften Werner Fuchs, Pal Csernai, Peter Neururer und Karsten Heine versuchen, den Abstieg zu vermeiden. Als Tabellenletzter ging das daneben. Und 2011/12 haben Markus Babbel, Michael Skibbe, René Tretschok/Ante Covic und Otto Rehhagel zwar den 16. Platz und damit die Relegation erreicht, diese aber gegen Düsseldorf verdaddelt, wenn auch unter dubiosen äußeren Umständen. Selbst mit drei Trainern ist Hertha schlecht gefahren: Kuno Klötzer, Hans Eder und Helmut Kronsbein konnten 1980 den Abstieg nicht verhindern und 1986 schafften es Uwe Kliemann, Rudi Gutendorf und Jürgen Sundermann sogar, Hertha zwei Urlaubsjahre in der Amateuroberliga Berlin zu bescheren.
Wenn aus der Geschichte zu lernen, siegen zu lernen heißt, ist schon der dritte Trainer einer zu viel. Wenn Hertha in Düsseldorf verliert, wird dem Sportvorstand Preetz aber nichts anderes übrig bleiben, als zu handeln und einen Feuerwehrmann zu holen, um den Abstieg zu verhindern. Noch läuft man ja nicht, wie Bremen, dem Feld mit Abstand hinterher, sondern man hat noch einen Vorsprung. Wenn nach einer Niederlage in Düsseldorf der vierte Trainer kommt, sollte man ihn aber vielleicht von vorneherein nur für sechs Spiele verpflichten. Ein fünfter Trainer für die letzten Partien dieser Saison wäre dann mal Neuland und wer weiß, vielleicht wären das ja die 30 % Glück, die man braucht…