Woran merkt man, dass man alt wird? Wenn man offensichtlich der Einzige ist, der einen Sachverhalt aus dem vorigen Jahrtausend korrekt darstellen kann. Nun ist das alte Jahrtausend zwar erst 15 Jahre alt (oder 16, je nach Spitzfindigkeit), reicht aber immerhin bis ins finstere Mittelalter des Jahres 1000. Keine Angst, soweit wollen wir nicht zurückblicken, sondern wir betrachten nur den Urschleim der kürzlich ein Jahr lang sich selbst feiernden Fußball-Bundesliga.
Auf der Mitgliederversammlung von Hertha BSC am 30.11.2015 wurde Manfred Lunk für stolze 60 Jahre Vereinsmitgliedschaft geehrt. Ehre wem Ehre gebührt. Unwidersprochen wurde behauptet (und diese Behauptung wird im Protokoll auf der offiziellen Homepage des Vereins wiederholt), dass er noch mit der kürzlich verstorbenen Hertha-Ikone Helmut Faeder und Otto Rehhagel zusammen auf Torejagd gegangen sei. Hoppla, denkt da der alte Herthaner, der seit dem ersten Spieltag immer im Stadion ist! Den kenne ich ja gar nicht! Und wenn ich ihn nicht kenne…Aber man kann sich ja irren (in diesem Falle eigentlich nicht, aber man will schließlich nicht arrogant erscheinen…). Also nachgegoogelt: Kein Eintrag für Manfred Lunk. Eine Seite mit allen Bundesligaspielern aufgerufen: Es gibt zwar einen Michael Lumb (spielt jetzt beim VfL Bochum) oder auch einen Lars Lunde (in den Achtzigerjahren beim beliebten FC Bayern) aber keinen Manfred Lunk. Puuuh…nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt.
Also, um die Weltgeschichte vom Kopf auf die Füße zu stellen: Es gibt Manfred Lunk (sonst wäre er nicht geehrt worden), vielleicht hat er auch für Hertha gespielt, die Stadtligazeiten der Fünfziger kenne ich aus biologischen Gründen nicht. Eventuell hat er auch mit Helmut Faeder zusammengespielt, definitiv nicht aber mit Otto Rehhagel, der ja erst zum Bundesligastart 1963 bei Hertha anheuerte.
Völlig unwichtig? Stimmt! Aber bin ich wirklich der Einzige, dem das auffällt?