Herthas neuer Investor und das Image des Vereins

Nun gut, Werder Bremen macht Reklame für gequälte Hühner von Wiesenhof, Union, der selbsternannte Verein der kleinen Leute, arbeitet mit einem Immobilienhai zusammen und Bayern München hofiert in der Winterpause regelmäßig arabische Diktaturen. Da denkt die blauweiße Geschäftsführung natürlich: „Was die können, können wir schon lange!“ und offeriert dem staunenden Anhang der Hertha einen gewissen Lars Windhorst als neuen Investor! Lars Windhorst? War da nicht was? Natürlich! Ein Pleitier, der Firmen in die Insolvenz führt, sich selbst aber schadlos hält und erstaunlicherweise wegen Untreue verurteilt wurde. Erstaunlich nicht, weil es nicht gerecht wäre, sondern deshalb, weil Menschen seines Schlages normalerweise mit der Ableistung von vier Stunden Sozialarbeit, vorzugsweise beim Rasenmähen im eigenen Park abzuleisten, recht günstig davonkommen. Wie das alles zum Image von Hertha als solidem, allen gesellschaftlichen Gruppen gegenüber offenem Club passen soll, bleibt schleierhaft. Oder heißt das, dass auch ehemalige Straftäter eine zweite Chance bekommen sollen? Natürlich, aber doch nicht gleich an vorderster Front von Herthas Kapitalgesellschaft. Da wünscht man sich ja geradezu einen Herrn Kind als Investor, der ist wenigstens Fußballfan und denkt nicht ausschließlich ans Geld. Aber einen so windigen Typen wie Windhorst?

Abgesehen davon scheint das ganze Investorengehabe unsinnig. Natürlich können wir mit unserem kleinen Geist und beschränkten Verstand nicht beurteilen, ob es sinnvoll und nötig ist, hohe Schulden zu machen, um sich von einem Investor freizukaufen und jetzt zu jubeln, dass man mit den Geldern des neuen Investors die Schulden begleichen kann. Warum eigentlich nicht versuchen, mit den überaus reichlich sprudelnden Fernsehgeldern auszukommen? Und um der Mannschaft in der Rückrunde einen Anreiz zu geben ein oder zwei Tabellenplätze gutzumachen, was erhöhte Fernsehgelder zur Folge hätte, könnte man mittelfristig Verträge noch mehr auf Leistungsprämien umstellen. Oder will dann niemand mehr bei Hertha spielen? Im alten Westberlin musste Hertha immer 20 % mehr Gehalt zahlen, um Spieler aus Westdeutschland anzulocken. Aber 30 Jahre nach der Wende? Da kann es doch nicht so schwer sein, junge, erfolgshungrige Spieler zu holen (was Preetz ja auch ganz gut macht).

Zum Glück bin ich Mitglied bei Hertha BSC e.V. (und seit 56 Jahren im Stadion). Wenn ich Mitglied der Kapitalgesellschaft wäre, würde ich spätestens jetzt, mit der Bekanntgabe von Lars Windhorsts Beteiligung, austreten…

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