Spiel 61: Brasilien – Deutschland 1:7
Manuel Neuer wird ganz schön sauer sein: Haben ihm seine Vorderleute, wie schon gegen Algerien, in den letzten Sekunden durch Konzentrationsschwäche doch wieder ein Zu-Null-Spiel versaut. Was gegen Frankreich, die USA und Portugal gelang, verpasste die deutsche Mannschaft im Spiel gegen Brasilien um weinige Sekunden. Wenn man weiter ein paar Haare in der Gourmet-Suppe finden will, könnte man das beträchtliche Schwächeln der Abwehr in der Viertelstunde nach der Pause anführen. Da hätten gut und gerne zwei, drei Tore für Brasilien fallen können und man weiß ja nicht erst seit dem Berliner Schwedenspiel, dass, wenn eine hoch führende Mannschaft ihr Spiel ein paar Gänge hinunterschraubt, ein Spiel nach einem Anschlusstreffer auch noch kippen kann. Aber diese kleinen Anmerkungen sind natürlich Meckerei auf allerhöchstem Niveau. Schließlich durften wir Zeuge eines fußballhistorisch fast einmaligen Ereignisses werden. Ich sage fast, weil ich jetzt endlich verstehe, warum unsere Altvorderen so enthusiastisch vom 1954-er Halbfinalspiel berichteten. Deutschland schlug Österreich mit 6:1 und zog ins Berner Endspiel gegen Ungarn ein. Nun gut, denkt sich der unwissende Zeitgenosse, Österreich eben… Nein, Österreich war damals, wenn es diese unsägliche Weltrangliste der FIFA schon gegeben hätte, die Nr. 2 auf der Welt, hinter Ungarn und Deutschland befand sich vielleicht auf Rang 25. Deutschland war noch hinter der Türkei eingestuft und musste deshalb in der Vorrunde gegen die höher eingeschätzten Ungarn (3:8) und die Türkei (4:1 und 7:2) antreten, nicht aber gegen Südkorea. Sonderbarer Modus. Und genau so, wie Fritz Walter und seine Zeitgenossen von diesem Halbfinale als vielleicht bestem Spiel aller Zeiten einer deutschen Nationalmannschaft schwärmten, werden wir mit verklärtem Blick noch in Jahren und Jahrzehnten vom 7:1 gegen Brasilien am 8.7.2014 in Belo Horizonte berichten. Dieses Spiel wird keiner, der es gesehen hat, jemals in seinem Leben vergessen…